Zum Turtmanntal
Wie wir zahlreichen Dokumenten entnehmen können, ist das Turtmanntal schon seit Jahrhunderten besiedelt. Bis Ende des 19. Jahrunderts aber wurde es rein alpwirtschaftlich genutzt, dies obwohl es Hinweise auf einen regen Handelsaustausch über die Pässe des Turtmanntales gibt.
Zahlreiche kleinere Alpstafel - gebräunt durch die grosszügige Sonne und den kräftigen Atem der Bergluft - verteilen sich im Talgrund des hinteren Turtmanntales von der Alpe Grindji bis zum Senntum, vor allem der Turtmänna entlang. Vor mehr als einem Jahrhundert gab's Anfänge eines sanften Tourismus und ein erstes Gasthaus eröffnete in Gruben seine Türen. Heutzutage benutzt jedoch vor allem die einheimische Bevölkerung die verschiedenen Stafel und Alphütten als geruhsamen sommerlichen Ferienort.
Das Turtmanntal, im Gegensatz zu bekannteren Ferienorten, bietet keine Zerstreuungen an, die ein mondänes Leben erfüllen. Eine gewisse Weltverlorenheit, gepaart mit herber Schönheit, sind seine Trümpfe und stellen dementsprechend die Wahrzeichen dar, die seit jeher für dieses Tal charakteristisch sind: eine überwältigende Natur mit einer reichen und intakten Flora, wunderschöne Wälder die zum Spazierengehen einladen, saftige Wiesen mit grasenden Milch- oder stechenden Eringerkühen, atemberaubende Berge, stolze Gipfel, aussergewöhniche Naturschönheiten und schliesslich Gletscher in ihrer wilden Einsamkeit, die aber leider eine immer kleiner werdende Eiskulisse zu ihrem Besten geben. Diese kennzeichnenden Merkmale vereinen dementsprechend Naturliebhaber wie auch Personen, für die entspannende Ruhe, persönlicher Austausch und gemütliches Beisammensein wesentlich sind.
Das Turtmanntal ist ein Tal,
wo Geschichte und Geschichten noch ein Gesicht
und die Zeit noch Zeit hat!
Um sich weiterhin an die zahlreichen Bilder, Sagen und Anekdoten des Turtmanntales zu erinnern, habe ich mich entschlossen, in einigen Dossiers vor allem frühere sowie neue Fotos, aktuelle wie auch eher ältere Texte festzuhalten. Es handelt sich hier also um eine Sammlung zahlreicher Begebenheiten, ohne persönliche Kommentare. Diese Auslese soll auch allen interessierten Personen – jeden Alters – von Nutzen sein, um allgemein mehr über das Turtmanntal zu erfahren, um über Erlebtes auszutauschen oder ganz einfach um verschwundene Traditionen (wieder-) zu entdecken. Man könnte also sagen, dass es sich mit dieser Dokumentation wie um einen nostalgischen «Abusitz», sozusagen eine Verschnaufpause in unserer heutigen hektischen Welt handelt, welche vor allem - und dies immer stärker - von Oberflächlichkeit, Schnelllebigkeit und allgegenwärtigen sozialen Medien geprägt ist.
Diesen regen Austausch im Tal, es gab ihn - vor nicht allzulanger Zeit, als man das Fernsehen im Talgrund noch nicht empfing – so unter anderem am späteren Nachmittag auf den «Champs Elysées» des Turtmanntales, d.h auf der Strasse zwischen Gruben und dem Brändjisee retour, wie auch in den gastlichen Beizen oder gemütlich in seiner heimeligen Alphütte. Heute sind's vor allem nur noch Erinnerungen!
Insgesamt habe ich folgende Dossiers erstellt :
- Berge und Pässe, Gletscherwelten, Klubhittu
- Alpen, Stafel und Sagen im Turtmanntal
- Blumatt, alte Traditionen und Erzminen im Turtmanntal
- Gruben/Meiden und Tourismus im Turtmanntal
- Betteltag im Turtmanntal
- Turtmänna, Wege und Strassen, Bäume und Wälder, Flora
Gewisse Texte, aber vor allem Fotos finden sich in mehreren Dokumenten wieder und sollen es den Lesern ermöglichen, sich ein genaueres Bild der jeweiligen Situation zu machen, ohne regelmässig auf die anderen Dossiers zurückgreifen zu müssen. Verschiedene französische Artikel betreffend Turtmanntal wurden ins Deutsche übersetzt, was ermöglicht, weitere aufschlussreiche Begebenheiten zu erfahren.
Die vorliegenden Arbeiten stützen sich also auf das reiche Erbe unserer Ahnen und diese Sammlung soll, wenn auch in bescheidener Art und Weise, einen Beitrag zur Erhaltung dieses vom Verschwinden bedrohten Gutes leisten. Es geht hier gewissermassen ums Bewahren des kollektiven Gedächtnisses und mögen diese Dossiers zugleich Hüter der Vergangenheit sowie auch Brückenbauer für die Zukunft sein.
Bei meinen Recherchen stützte ich mich u.a. auf die Arbeiten von Alt-Kantonsarchivar Dr. Leo Meyer, gebürtigem Turtmänner, einem grossen Liebhaber sowie ausgezeichneten Kenner der Region. Danken möchte ich hier auch den Personen und Institutionen, wie z.B. der Mediathek Wallis, die mir ihre persönlichen Bilder, Fotos, Texte u.ä zur Verfügung gestellt haben und mir auch beratend zur Seite standen.
Natürlich sind diese Dossiers weder vollständig noch fehlerfrei; deshalb bin ich allen dankbar, die mir Korrekturen und/oder weitere Informationen sowie Dokumente, Fotos wie auch Erinnerungen aus früheren Zeiten zukommen lassen (meyer@netplus.ch), damit wir sie mit interessierten Personen teilen können und darüber auch «chänna hängertu».
Abschliessen möchte ich diese Sammlung mit einem über hundert Jahre alten Zitat von Leo Meyer aus seinem wegweisenden Werk: «Das Turtmanntal. Eine kulturgeschichtliche Studie», erschienen 1923 im Jahrbuch des Schweizer Alpenclub:
"Mögen die lieben Tal- und Alpenleute und namentlich die geehrten Freunde der stillen Alpenwelt,
diese Aufzeichnungen gütig annehmen als treue Freundesgabe!"